Hyperscaler – Wie viel Strom braucht ein solches Rechenzentrum und was soll er kosten?

Kleine Anfrage
vom 13.03.2024

Kleine Anfrage 3507

des Abgeordneten Christian Loose AfD

Hyperscaler Wie viel Strom braucht ein solches Rechenzentrum und was soll er kosten?

Verschiedenen Meldungen zufolge plant der US-amerikanische Software- und Hardwarekonzern Microsoft die Ansiedelung eines oder mehrerer Rechenzentren in Nordrhein-Westfalen. Ganz konkret plant das Unternehmen den Bau solcher Einrichtungen in Bedburg und Bergheim – dort hat das Unternehmen jeweils schon entsprechende Verträge abgeschlossen. Die Stadt Bergheim stellt dem Unternehmen eine Fläche von mehr als 200.000 Quadratmetern – also rund 20 Hektar – zur Verfügung. Der Bürgermeister der Stadt Bedburg, Herr Sacha Solbach, wird in diesem Zusammenhang mit dem Hinweis zitiert, Microsoft plane ein Qualifizierungsprogramm für 1,2 Millionen Menschen.1

Mit ausschlaggebend für die Standortentscheidung soll ein noch in der letzten Legislatur erstelltes Gutachten zur Ansiedlung sogenannter Hyperscaler gewesen sein. Günstig und letztendlich ausschlaggebend waren offenbar die sich an den entsprechenden Orten kreuzenden Hochleistungs-Internetverbindungen zwischen Amsterdam und Frankfurt bzw. Stockholm und Paris, eine sichere Versorgung mit „grünem Strom“ und die Nähe zu den Kunden an der Rheinschiene und im Ruhrgebiet.2

Dazu frage ich die Landesregierung:

  1. Wie schätzt die Landesregierung das Projekt hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung (entstehende Mitarbeiterzahl, Gewerbesteuerzahlungen etc.) ein?
  2. Wurden die 200.000 Quadratmeter Grund in Bedburg dem Unternehmen kostenlos bzw. unter Marktwert „zur Verfügung gestellt“ oder wurde hierfür ein verkehrsüblicher Kauf- oder Pachtpreis vereinbart?
  3. Welchen laufenden Strombedarf wird ein solches Rechenzentrum haben?
  4. Wie soll die nach Presseberichten „sichere Versorgung mit grünem Strom“, vor allem des Nachts und bei Windstille bzw. im Winterhalbjahr sicher gestellt werden?
  5. Erhält der Betreiber des Rechenzentrums einen direkt bzw. indirekt subventionierten Strompreis?

Christian Loose

 

MMD18-8465

 

1 Vgl. https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/microsoft-will-in-bedburg-bergheim-bauen-100.html, abgerufen am 28.02.2024.

2 Vgl. https://rp-online.de/nrw/landespolitik/microsoft-investition-nrw-landesregierung-darf-nicht-nachlassen_aid-107142751, abgerufen am 28.02.2024.


Die Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie hat die Kleine Anfrage 3507 mit Schreiben vom 19. April 2024 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung beantwortet.

  1. Wie schätzt die Landesregierung das Projekt hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung (entstehende Mitarbeiterzahl, Gewerbesteuerzahlungen etc.) ein?

Durch die digitale Transformation nimmt die Bedeutung von Daten und ihrer schnellen Verfüg­barkeit immer weiter zu. Eine Region, in der Daten in einer großen Cloud gespeichert und von dort sehr schnell verbreitet werden können, ist für die Zukunft gerüstet und attraktiv für Unter­nehmen mit datenbasierten Geschäftsmodellen.

Die entstehende Microsoft-Infrastruktur ist ein weiterer großer Schritt des Rheinischen Reviers auf dem Weg zur Hochtechnologie-Region. Das Rheinische Revier eignet sich ideal für die Ansiedlung von Rechenzentren, das zeigt eine Machbarkeitsstudie des Ministeriums für Wirt­schaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE). Es liegt am Kreuzungspunkt der wich­tigsten europäischen Datenleitungen zwischen den großen Internetknoten Amsterdam, Frank­furt, Stockholm und Paris sowie in der Nähe des regionalen Internetknotens Düsseldorf. Zu­dem fragen bis zu 60 Millionen Nutzerinnen und Nutzer im Radius von 250 Kilometern im und um das Rheinische Revier bereits verstärkt Dateninfrastrukturen nach.

Die vom MHKBD vorangetriebene Umnutzung des Kraftwerks Frimmersdorf belegt, dass die Ansiedlung von Rechenzentren auch in Bestandsgebäuden ein wirtschaftlicher Motor für die Entwicklung von Brachflächen ist, bei der in Folge auch die oben angesprochenen Arbeits­platzeffekte von Unternehmen mit datenbasierten Geschäftsmodellen befördert wird. Im zent­ralen Kraftwerksgebäude soll ein Rechenzentrum auf mehr als 20.000 Quadratmetern für den Landesbetrieb IT.NRW errichtet werden. Darüber hinaus soll auf dem Gelände ein Innovati-ons- und Bildungscampus für IT-Sicherheit der öffentlichen Verwaltung entstehen.

Das Rheinische Revier ist ein Schwerpunkt des Investitionspakets von Microsoft, mit insge­samt 3,2 Milliarden Euro das größte der Firmengeschichte in Deutschland. Nach Aussage des Unternehmens sind zum jetzigen Zeitpunkt keine genauen Vorhersagen über die künftige Zahl der entstehenden Arbeitsplätze möglich, da sich das Rechenzentrumsprojekt von Microsoft noch in einem sehr frühen Stadium befindet. Die neu entstehenden Rechenzentren bilden ei­nen markanten Anker für die Entwicklung einer nachhaltigen Digitalregion. Mit den Rechen­zentren steigt die Attraktivität für die Ansiedlung von Digitalunternehmen, zugleich werden auch die zahlreichen im Revier ansässigen Unternehmen bei der digitalen Transformation ge­stärkt. Um weitere Folgeeffekte einer solchen Ansiedlung zu realisieren, arbeiten der Rhein-Kreis Neuss und der Rhein-Erft-Kreis mit Unterstützung des Landes daran, zwei Digitalparks im Rheinischen Revier zu realisieren, die für die Ansiedlung von Unternehmen der Digitalwirt­schaft optimiert sind und in räumlicher Nähe zu großen Rechenzentren liegen. Dort sollen jeweils bis zu 2.500 neue Arbeitsplätze entstehen.

Durch den weiteren Ausbau der digitalen Infrastruktur und entsprechende Folgeansiedlungen soll sich das Rheinische Revier zum führenden Hightech-Standort Europas entwickeln.

  1. Wurden die 200.000 Quadratmeter Grund in Bedburg dem Unternehmen kostenlos bzw. unter Marktwert „zur Verfügung gestellt“ oder wurde hierfür ein verkehrsüb­licher Kauf- oder Pachtpreis vereinbart?

Das Land ist nicht an den Grundstücksgeschäften beteiligt.

  1. Welchen laufenden Strombedarf wird ein solches Rechenzentrum haben?

Das Rechenzentrumsprojekt von Microsoft befindet sich derzeit noch in einem sehr frühen Stadium. Verlässliche Vorhersagen über den Energiebedarf sind daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.

  1. Wie soll die nach Presseberichten „sichere Versorgung mit grünem Strom“, vor allem des Nachts und bei Windstille bzw. im Winterhalbjahr sicher gestellt wer­den?

Die Stromversorgung in Deutschland wird derzeit durch Erneuerbare Energien und mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke sichergestellt. Perspektivisch erfordert ein dekarbonisier-tes Stromversorgungssystem neben Erneuerbaren Energien und Stromspeichern auch flexible Kraftwerke, die mit grünem Wasserstoff betrieben werden können.

  1. Erhält der Betreiber des Rechenzentrums einen direkt bzw. indirekt subventionier­ten Strompreis?

Der Landesregierung liegen keine Informationen über Stromlieferverträge zwischen Microsoft und Energieversorgungsunternehmen für die geplanten Rechenzentren im Rheinischen Re­vier vor. Landesmittel zur direkten oder indirekten Subventionierung des Strompreises für die geplanten Rechenzentren im Rheinischen Revier sind nicht vorgesehen. Es gibt grundsätzlich bundesgesetzlich festgelegte Entlastungsregelungen auf den Strompreis. Diese Entlastungs­regelungen sind unabhängig von der geplanten Ansiedlung von Microsoft entstanden und gel­ten für alle Unternehmen, die die jeweiligen Voraussetzungen erfüllen. Es wird in diesem Zu­sammenhang darauf hingewiesen, dass Rechenzentren nicht die Voraussetzungen der Besonderen Ausgleichsreglung nach den §§ 28 ff. Energiefinanzierungsgesetz zur Begren­zung der KWKG-Umlage und der Offshore-Netzumlage erfüllen.

 

MMD18-8974

Beteiligte:
Christian Loose