Kritische Lage auf den Intensivstationen – Personalmangel als zentrales Problem im Gesundheitswesen.

Antrag
vom 26.10.2021

Antragder AfD-Fraktion von 26.10.2021

 

Kritische Lage auf den Intensivstationen Personalmangel als zentrales Problem im Gesundheitswesen.

I. Ausgangslage

Aus einer aktuellen Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Not-fallmedi­zin (DIVI) geht hervor, dass 37 Prozent der deutschen Intensivstationen dauerhaft ihre Intensivbetten sperren. Weitere 22 Prozent werden täglich gesperrt. Dies führt zumindest vo­rübergehend zu einer Einschränkung der Notfallversorgung und zum Verschieben von Opera-tionen.1 An dieser Umfrage haben sich 643 Intensivmediziner beteiligt. Insgesamt gibt es in Deutschland circa 1.700 Intensivstationen an etwa 1.300 Krankenhäusern. Die Hauptursache für die Bettensperrungen ist in 75 Prozent der Fälle ein Mangel an Pflegepersonal. In 66 Pro­zent der Fälle steht weniger Stammpersonal zur Verfügung. Dadurch hat in 43 Prozent der Fälle der Anteil der Zeitarbeiter auf den Intensivstationen zugenommen.2

Eine besonders verheerende Situation, im Hinblick auf die Krankenzahlen, welche sich einer­seits nach wie vor durch die Corona Pandemie bedingten Fallzahlen, andererseits durch die gehäuften Grippefälle und andere Atemwegsinfektionen zusammensetzen. Die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen (ARE-Raten) liegen insgesamt sogar etwas höher als in den Vorsaisons um diese Zeit.

Im Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für Influenzaviren wurden in der 41. KW 2021 in insge­samt 128 (73 %) der 176 eingesandten Sentinelproben respiratorische Viren identifiziert, da­runter 59 (34 %) Proben mit Respiratorischen Synzytialviren, 49 (28 %) mit Rhinoviren, 19 (11 %) mit humanen saisonalen Coronaviren, 16 (9 %) mit Parainfluenzaviren, vier (2 %) mit SARS-CoV-2, drei (2 %) mit humanen Metapneumoviren und eine (0,6 %) Probe mit Influenza A(H3N2)-Viren.3

Eine Verknappung der Behandlungskapazitäten der Krankenhäuser führt somit flächende­ckend zu einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung im gesamten Bundesgebiet, welche auf einen eklatanten Personalmangel im Gesundheitswesen zurückzuführen ist. Eine Umkehrung dieses Trends ist auch weiterhin nicht in Sicht; so geht aus aktuellen Hochrech­nungen des Statistischen Bundesamts hervor, dass im Jahre 2025 voraussichtlich etwa 112.000 Pflegerinnen und Pfleger in Vollzeitanstellung fehlen, um den Bedarf an professionel­ler Alten- und Krankenpflege in Deutschland decken zu können.4 Es besteht daher ein drin­gender Handlungsbedarf in deutschen Krankenhäusern, dem Personalmangel in der Pflege mit geeigneten Konzepten entgegenzutreten.

Es sind allen voran die sozialen Aspekte des Berufsalltags des Pflegepersonals, welche gezielt verbessert werden müssen. Pflegekräfte brauchen genügend Zeit für die Betreuung der ein­zelnen Patienten, mehr Anerkennung, Mitarbeitergespräche und bessere Modelle der Verein­barkeit von Beruf und Familie. Auch eine größere Wertschätzung, finanzielle Entlohnungen und berufliche Weiterbildungsmaßnahmen sind Aspekte, welche das Berufsbild des Pflege­personals nachhaltig attraktiver gestalten können. Nicht erst die Covid-19 Pandemie hat ver­deutlicht, dass die Pflegeberufe in hohem Maße systemrelevant sind.

Zwar wird seitens der Politik immer wieder in den Vordergrund gerückt, welche Art von Maß­nahmen bereits stattgefunden haben, um die Pflegeberufe in ihrer Allgemeinheit zu stärken, jedoch verweist der aktuelle Trend darauf, dass diese Maßnahmen keinen Erfolg gebracht haben, sodass hier ein Umdenken stattfinden muss. Unabhängig der Implementierung einer Pflegekammer müssen nun neue Maßnahmen getroffen werden, um neues Pflegepersonal zu gewinnen und für bestehende Pflegefachkräfte Anreize zu schaffen, weiterhin in Ihrem Beruf tätig zu bleiben.

II. Der Landtag fordert die Landesregierung auf,

  1. einen „runden Tisch“ mit allen beteiligten Akteuren einzurichten, der sich intensiv mit Maß­nahmen der Berufsattraktivität auseinander setzt;
  2. Ausbildungsprämien und Weiterbildungsstipendien zu prüfen und landesweit einzuführen;
  3. neben dem Projekt „INTRO NW“ weitere Projekte und Fördermöglichkeiten zu prüfen, um einerseits den Pflegeberuf an sich attraktiver zu gestalten, andererseits jedoch bestehen­des Pflegefachpersonal durch diverse Anreize im Beruf zu halten; insbesondere zu be­rücksichtigen sind hier die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie Weiter- und Fortbil­dungsmaßnahmen.

Dr. Martin Vincentz
Markus Wagner
Andreas Keith

und Fraktion

 

Antrag als PDF

 

1 https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128191/Schon-heute-ein-Drittel-der-Betten-auf-Intensivstatio-nen-gesperrt

2 Ebd.

3 https://influenza.rki.de/

4 Dtsch Arztebl 2011; 108(17): A-946 / B-778 / C-778