Kleine Anfrage 5258der Abgeordneten Andreas Keith und Dr. Martin Vincentz vom 01.04.2021
NRW Schlusslicht bei Senioren-Impfung?
Nur 39 Prozent der Erstimpfungen in NRW entfallen auf ältere Menschen.1 Damit ist Nordrhein-Westfalen im Bundesvergleich Schlusslicht.
Das Gesundheitsministerium äußerte, dass es nicht an einem Impfstoffangebot oder der Terminvergabe mangele und gibt als Grund für das schlechte Abschneiden im Bundesvergleich an, dass es ein Meldedefizit der Kassenärztlichen Vereinigung gäbe.
Die Sprecherin des Gesundheitsministers erklärt dazu:
„Derzeit verzeichnen wir weiterhin massive Defizite in der Datenübermittlung an das RKI, so dass über die RKI-Daten kein valides Abbild des realen Impfgeschehens in NRW möglich ist. Aktuell wird mit großem Personaleinsatz bei den Kassenärztlichen Vereinigungen daran gearbeitet, insbesondere Altfälle aufzuarbeiten.“2
Wir fragen daher die Landesregierung:
- Wann werden die voraussichtlichen Melderückstände an das Robert-Koch-Institut aufgeholt sein?
- Wie viel Prozent der Menschen in einem Alter von über 80 Jahren haben nach Kenntnis der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen eine Erstimpfung erhalten?
- Laut Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann herrscht in den nordrhein-westfälischen Pflegeeinrichtungen eine Herdenimmunität. Wann werden zwei Drittel der Menschen in einem Alter von über 80 Jahren mit der Zweifach-Impfung geimpft sein?
- Was möchte die Landesregierung unternehmen, damit zukünftig Melderückstände an das RKI vermieden werden?
Andreas Keith
Dr. Martin Vincentz
Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat die Kleine Anfrage 5258 mit Schreiben vom 4. Mai 2021 namens der Landesregierung beantwortet.
- Wann werden die voraussichtlichen Melderückstände an das Robert-Koch-Institut aufgeholt sein?
Der Verzug der Meldungen an das Robert Koch-Institut (RKI) im Rahmen des Impfquotenmo-nitorings konnte behoben werden. Nordrhein-Westfalen steht damit auf Platz 3 hinsichtlich der Erstimpfungsrate – 24,9% der erwachsenen Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen haben eine Erstimpfung erhalten (Bundesweiter Durchschnitt: 23,9%, Datenstand 27.04., 08:00 Uhr).
- Wie viel Prozent der Menschen in einem Alter von über 80 Jahren haben nach Kenntnis der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen eine Erstimpfung erhalten?
Über die Impfzentren und die mobilen Teams konnten in den vergangenen Monaten mehr als 75% der Personen ab 80 Jahren mindestens eine Impfung erhalten, viele bereits die zweite Impfung.
Ergänzend dazu ist davon auszugehen, dass auch bei den knapp 790.000 in Arztpraxen erfolgten Impfungen ein relevanter Anteil der geimpften Personen älter als 80 Jahre alt war. Allerdings werden im Rahmen des Impfquotenmonitorings beim RKI über die Arztpraxen keine detaillierten Altersangaben erfasst. Von den 790.000 Impfungen in Arztpraxen sind 560.000 Impfungen bei Personen ab 60 Jahren durchgeführt worden.
- Laut Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann herrscht in den nordrhein-westfälischen Pflegeeinrichtungen eine Herdenimmunität. Wann werden zwei Drittel der Menschen in einem Alter von über 80 Jahren mit der Zweifach-Impfung geimpft sein?
Die Impfungen in den stationären Pflegeeinrichtungen wurden Ende Januar/Anfang Februar beendet. Seitdem werden im Wesentlichen Impfungen von neuen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie neuen Beschäftigten durchgeführt.
Die Zweitimpfungen in den Pflegeeinrichtungen sind daher als abgeschlossen zu betrachten.
Vor dem Hintergrund, dass es sich bei den Impfungen in stationären Pflegeeinrichtungen um niedrigschwellige aufsuchende Impfangebote handelte, ist davon auszugehen, dass die Durchimpfung noch einmal höhere Raten aufweist als in der Gesamtpopulation der Über-80Jährigen.
- Was möchte die Landesregierung unternehmen, damit zukünftig Melderückstände an das RKI vermieden werden?
Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales begleitet das Meldegeschehen fortwährend, sieht derzeit jedoch keinen Handlungsbedarf bzgl. einer Steigerung des Meldeverhaltens (s. Antwort zu Frage 1).