Obdachlosigkeit unter Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen

Kleine Anfrage
vom 28.02.2024

Kleine Anfrage 3394

des Abgeordneten Dr. Martin Vincentz AfD

Obdachlosigkeit unter Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen

Die steigende Zahl von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen, die obdachlos werden, ist ein drängendes soziales Problem, das in ganz Deutschland, einschließlich Nordrhein-Westfalen, Beachtung findet. Wie ein kürzlich veröffentlichter Artikel der tagesschau1 zeigt, leiden viele Obdachlose unter psychiatrischen Erkrankungen und finden oft keine angemessene Hilfe.

Die Konsequenzen sind dramatisch, insbesondere für Personen, die aufgrund ihrer psychischen Verfassung besondere Betreuung benötigen. Beispielsweise wird für Würzburg geschätzt, dass rund 70% der Obdachlosen zumindest psychisch auffällig sind. Die Problematik spiegelt sich auch in der Schwierigkeit wider, adäquate Betreuungs- und Wohnmöglichkeiten für diese Personen zu finden, was oft zu einem Kreislauf von Obdachlosigkeit und mangelnder medizinischer Versorgung führt.

In diesem Kontext ist es von großer Bedeutung, dass die Landesregierung Nordrhein-Westfalen die Situation in ihrem Zuständigkeitsbereich eingehend untersucht, um wirksame Strategien zur Unterstützung dieser vulnerablen Bevölkerungsgruppe entwickeln zu können.

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Wie viele Personen mit psychiatrischen Erkrankungen sind derzeit in Nordrhein-Westfalen obdachlos? (Bitte aufgeschlüsselt nach Alter, Geschlecht und Migrationshintergrund)
  2. Welche spezifischen Hilfs- und Betreuungsangebote stehen in Nordrhein-Westfalen für obdachlose Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen zur Verfügung? (Bitte aufgeschlüsselt nach Zugänglichkeit in verschiedenen Städten und Kreisen)
  3. Wie hat sich die Zahl der obdachlosen Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen in den letzten fünf Jahren entwickelt bzw. welche Trends sind erkennbar?
  4. Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung, um die Versorgung und Unterstützung für obdachlose Personen mit psychiatrischen Erkrankungen zu gewährleisten bzw. zu verbessern?
  5. Wie bewertet die Landesregierung die Wirksamkeit der in Frage 4 abgefragten Maßnahmen?

Dr. Martin Vincentz

 

MMD18-8268

 

1 https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/obdachlosigkeit-116.html


Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat die Kleine Anfrage 3394 mit Schreiben vom 26. März 2024 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Wie viele Personen mit psychiatrischen Erkrankungen sind derzeit in Nordrhein-Westfalen obdachlos? (Bitte ausgeschlüsselt nach Alter, Geschlecht und Migrati-onshintergrund)

In der Wohnungsnotfallberichtserstattung Nordrhein-Westfalen werden Daten über Personen mit psychiatrischen Erkrankungen nicht erhoben. Insoweit liegen die erfragten Daten der Lan­desregierung nicht vor. Jedoch zeigen verschiedene Studien wie z. B. die Seewolf Studie, dass unter wohnungslosen Menschen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöhte Prä-valenzen für psychische Erkrankungen vorliegen. Es handelt sich um eine besonders vul-nerable Gruppe.

  1. Welche spezifischen Hilfs- und Betreuungsangebote stehen in Nordrhein-Westfa­len für obdachlose Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen zur Verfügung? (Bitte aufgeschlüsselt nach Zugänglichkeit in verschiedenen Städten und Kreisen)

Die Versorgung obdachloser und wohnungsloser Menschen ist eine ordnungsrechtliche Auf­gabe der Kommunen in Nordrhein-Westfalen.

Im Rahmen der Wohnungsnotfallhilfen stehen allen wohnungslosen und obdachlosen Men­schen die niedrigschwelligen Angebote der Wohnungslosenhilfe zur Verfügung.

Hierzu zählen die aufsuchende Sozialarbeit, die Notunterkünfte, die Tagesaufenthalte sowie die dortigen medizinischen Versorgungsangebote. Die gemeindepsychiatrischen Angebote stehen ebenfalls wohnungslosen und obdachlosen Menschen zur Verfügung.

  1. Wie hat sich die Zahl der obdachlosen Menschen mit psychiatrischen Erkrankun­gen in den letzten fünf Jahren entwickelt bzw. welche Trends sind erkennbar?

Da in der Wohnungsnotfallberichtserstattung Nordrhein-Westfalen keine Daten über Erkran­kungsbilder erhoben werden, können keine Trends und Entwicklungen benannt werden.

  1. Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung, um die Versorgung und Unter­stützung für obdachlose Personen mit psychiatrischen Erkrankungen zu gewähr­leisten bzw. zu verbessern?

Im Rahmen der Überarbeitung des Landespsychiatrieplans Nordrhein-Westfalens werden Empfehlungen und Anforderungen für die Weiterentwicklung der psychiatrischen Versor­gungsstruktur formuliert. In Bezug auf die Versorgungsstruktur obdachloser und wohnungslo­ser Menschen mit einer psychiatrischen Erkrankung ist die Zielsetzung die Implementierung synergetischer Effekte an den Schnittstellen der Angebote der Wohnungsnotfallhilfen und der gemeindepsychiatrischen Versorgung.

  1. Wie bewertet die Landesregierung die Wirksamkeit der in Frage 4 abgefragten Maßnahmen?

Die Fortführung des Landespsychiatrieplans stellt ein wichtiges Grundgerüst für die Implemen­tierung passgenauer Hilfen im Bereich der stationären und gemeindepsychiatrischen Versor­gung für obdachlose und wohnungslose Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen dar.

 

MMD18-8643