Kleine Anfrage 3737
des Abgeordneten Dr. Martin Vincentz AfD
„Physician Assistant“ – Wie hat sich die Etablierung entwickelt?
In der Kleinen Anfrage 2003 vom 01.02.2019, Drucksache 17/4996, ging es um den Beruf der „Physician Assistants“ (PA), insbesondere um die Einführung und Integration dieses Berufsbildes in das deutsche Gesundheitswesen mit dem Ziel, Ärzte in verschiedenen Aufgabenbereichen zu unterstützen.1
Aus der Antwort der Landesregierung vom 27.02.2019, Drucksache 17/5294, geht hervor, dass der Studiengang seinerzeit ausschließlich von privaten Hochschulen in Nordrhein-Westfalen angeboten wurde. Zudem zeigte sich eine Zunahme an Studienanfängern sowie Absolventen bis 2017. Zur Zahl der Neueinstellungen von PAs im öffentlichen Gesundheitswesen in NRW lagen zum Zeitpunkt der Beantwortung noch keine Daten vor.2
Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Ärztemangels, welcher mit Studienabgängern der Medizin allein nicht aufzufangen ist,3 scheint der Beruf der Physician Assistants eine zentrale Rolle zu spielen, da er das Potenzial bietet, delegierbare ärztliche Tätigkeiten durchzuführen, was zu einer relevanten Entlastung der Ärzteschaft beitragen könnte.
Ich frage daher die Landesregierung:
- Wird der Studiengang des „Physician Assistant“ seit 2019 an weiteren Hochschulen in NRW angeboten?
- Wie haben sich die Zahlen der Neueinschreibungen bzw. Abschlüsse an den jeweiligen Standorten seit 2019 entwickelt?
- Liegen der Landesregierung mittlerweile Daten zu den Neueinstellungen von PAs im öffentlichen Gesundheitswesen vor?
- Inwiefern sieht die Landesregierung eine tatsächliche Unterstützung und Entlastung der Ärzte seitens der PAs im Hinblick auf die Einschränkung der durchführbaren ärztlichen Tätigkeiten?
- Sind seitens der Landesregierung Maßnahmen geplant, um die Bekanntheit, Akzeptanz und Etablierung des PAs zu fördern?
Dr. Martin Vincentz
1 https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-4996.pdf
2 https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-5294.pdf
3 https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/aerzte-ausland-100.html
Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat die Kleine Anfrage 3737 mit Schreiben vom 22. Mai 2024 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Kultur und Wissenschaft beantwortet.
- Wird der Studiengang des „Physician Assistant“ seit 2019 an weiteren Hochschulen in NRW angeboten?
Nachfolgend werden die in Nordrhein-Westfalen seit 2019 neu angebotenen Studiengänge dargestellt.
Hochschule | Studiengang | Ab-schluss | Start |
Fliedner FH Düsseldorf | Physician Assistant | Master | SS 2021 |
Deutsche Hochschule für Gesund- heit und Sport, Berlin in Unna | Physician Assistance | Bachelor | SS 2021 |
FOM Hochschule für Ökonomie und Management, Essen in Dortmund | Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement | Bachelor | WS 2022 |
- Wie haben sich die Zahlen der Neueinschreibungen bzw. Abschlüsse an den jeweiligen Standorten seit 2019 entwickelt?
Die Anzahl der Studienanfänger*) im Studienfach Medizinassistenz in Nordrhein-Westfalen nach Hochschulen und Abschlüssen lässt sich der folgenden Übersicht entnehmen.
Hochschule | Abschluss | Studienanfänger im 1. Hochschul-semester im Studienjahr1) | |||
2019 | 2020 | 2021 | 2022 | ||
FHM FH des Mittelstandes, Bielefeld in Bielefeld | Bachelor | – | – | 9 | 11 |
Fliedner FH Düsseldorf | Bachelor | 82 | 74 | 139 | 126 |
Fliedner FH Düsseldorf | Master | – | – | – | – |
FOM Hochschule für Ökono- mie und Management, Essen in Dortmund | Bachelor | – | – | – | 27 |
EUFH Europäische FH Rhein/Erft in Köln und Rheine | Bachelor | 92 | 92 | 108 | 111 |
HSD Hochschule Döpfer, Potsdam in Köln | Bachelor | 35 | 28 | 48 | 27 |
Deutsche Hochschule für Ge- sundheit und Sport, Berlin in Unna | Bachelor | – | – | 5 | 24 |
Insgesamt | 209 | 194 | 309 | 326 |
*) nur Haupthörer, ohne Beurlaubte
1) Sommersemester und darauffolgendes Wintersemester
Quelle: IT.NRW, Statistisches Landesamt, Düsseldorf, 2024
Die Anzahl der Hochschulabsolventinnen und -absolventen*) im Studienfach Medizinassistenz in Nordrhein-Westfalen nach Hochschulen und Abschlüssen lässt sich der folgenden Übersicht entnehmen.
Hochschule | Abschluss | Absolventen im Prüfungsjahr1) | |||
2019 | 2020 | 2021 | 2022 | ||
FHM FH des Mittelstandes, Bielefeld in Bielefeld | Bachelor | – | – | 5 | 1 |
Fliedner FH Düsseldorf | Bachelor | 37 | 48 | 66 | 72 |
EUFH Europäische FH Rhein/Erft in Köln und Rheine | Bachelor | 22 | 49 | 81 | 73 |
HSD Hochschule Döpfer, Potsdam in Köln | Bachelor | – | – | 14 | 13 |
Insgesamt | 59 | 97 | 166 | 159 |
*) Studierende mit mindestens einer bestandenen Prüfung im Berichtssemester
1) Sommersemester und davor liegendes Wintersemester
Quelle: IT.NRW, Statistisches Landesamt, Düsseldorf, 2024
- Liegen der Landesregierung mittlerweile Daten zu den Neueinstellungen von PAs im öffentlichen Gesundheitswesen vor?
Der Landesregierung liegen hierzu keine Daten vor.
- Inwiefern sieht die Landesregierung eine tatsächliche Unterstützung und Entlastung der Ärzte seitens der PAs im Hinblick auf die Einschränkung der durchführbaren ärztlichen Tätigkeiten?
Durch die hochschulische Ausbildung erhalten Physician Assistants ein breites Spektrum an medizinischem und organisatorischem Fachwissen. Das Wissen über rechtliche Grundlagen, Ökonomie und Qualitätsmanagement kann beispielsweise genutzt werden, um Versorgungsprozesse innerhalb von Arztpraxen effizient zu gestalten.
Das delegierende ärztliche Personal hat hinsichtlich der delegierten Leistung eine Auswahl-, Anleitungs- und Überwachungspflicht. Es hat sicherzustellen, dass das nichtärztliche Personal, an das es delegiert, die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten zur Erbringung der delegierten Leistung hat (Auswahlpflicht). Zudem hat es das nichtärztliche Personal zur Er-bringung der Leistung anzuleiten (Anleitungspflicht) und im Weiteren die Ausübung regelmäßig zu überwachen (Überwachungspflicht). Als Anhaltspunkt für die Intensität dieser Pflichten dient die Qualifikation des Personals, an das delegiert wird. Je besser die Qualifikation, umso geringer die Kontrolle durch die Ärztin bzw. den Arzt.
Physician Assistants können beispielsweise vorbereitende Anamnesen, körperliche Untersuchungen, Beratungen zu Prävention und weiteren gesundheitlichen Themen übernehmen. Das ärztliche Personal wird hierdurch entlastet und hat mehr Zeit für komplexe medizinische Fragestellungen und etwa die Diagnostik und Therapie der Patientinnen und Patienten.
- Sind seitens der Landesregierung Maßnahmen geplant, um die Bekanntheit, Akzeptanz und Etablierung des PAs zu fördern?
Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales ist im regelmäßigen Austausch mit den Kassenärztlichen Vereinigungen zur Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung. Hierbei wird auch der Einsatz der nichtärztlichen Berufe thematisiert.