„Physician Assistant“ – Wie hat sich die Etablierung entwickelt?

Kleine Anfrage
vom 23.04.2024

Kleine Anfrage 3737

des Abgeordneten Dr. Martin Vincentz AfD

„Physician Assistant“ – Wie hat sich die Etablierung entwickelt?

In der Kleinen Anfrage 2003 vom 01.02.2019, Drucksache 17/4996, ging es um den Beruf der „Physician Assistants“ (PA), insbesondere um die Einführung und Integration dieses Berufsbildes in das deutsche Gesundheitswesen mit dem Ziel, Ärzte in verschiedenen Aufgabenbereichen zu unterstützen.1

Aus der Antwort der Landesregierung vom 27.02.2019, Drucksache 17/5294, geht hervor, dass der Studiengang seinerzeit ausschließlich von privaten Hochschulen in Nordrhein-Westfalen angeboten wurde. Zudem zeigte sich eine Zunahme an Studienanfängern sowie Absolventen bis 2017. Zur Zahl der Neueinstellungen von PAs im öffentlichen Gesundheitswesen in NRW lagen zum Zeitpunkt der Beantwortung noch keine Daten vor.2

Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Ärztemangels, welcher mit Studienabgängern der Medizin allein nicht aufzufangen ist,3 scheint der Beruf der Physician Assistants eine zentrale Rolle zu spielen, da er das Potenzial bietet, delegierbare ärztliche Tätigkeiten durchzuführen, was zu einer relevanten Entlastung der Ärzteschaft beitragen könnte.

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Wird der Studiengang des „Physician Assistant“ seit 2019 an weiteren Hochschulen in NRW angeboten?
  2. Wie haben sich die Zahlen der Neueinschreibungen bzw. Abschlüsse an den jeweiligen Standorten seit 2019 entwickelt?
  3. Liegen der Landesregierung mittlerweile Daten zu den Neueinstellungen von PAs im öffentlichen Gesundheitswesen vor?
  4. Inwiefern sieht die Landesregierung eine tatsächliche Unterstützung und Entlastung der Ärzte seitens der PAs im Hinblick auf die Einschränkung der durchführbaren ärztlichen Tätigkeiten?
  5. Sind seitens der Landesregierung Maßnahmen geplant, um die Bekanntheit, Akzeptanz und Etablierung des PAs zu fördern?

Dr. Martin Vincentz

 

MMD18-9005

 

1 https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-4996.pdf

2 https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-5294.pdf

3 https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/aerzte-ausland-100.html


Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat die Kleine Anfrage 3737 mit Schreiben vom 22. Mai 2024 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Kultur und Wissenschaft beantwortet.

  1. Wird der Studiengang des „Physician Assistant“ seit 2019 an weiteren Hochschulen in NRW angeboten?

Nachfolgend werden die in Nordrhein-Westfalen seit 2019 neu angebotenen Studiengänge dargestellt.

Hochschule Studiengang Ab-schluss Start
Fliedner FH Düsseldorf Physician Assistant Master SS 2021
Deutsche Hochschule für Gesund- heit und Sport, Berlin in Unna Physician Assistance Bachelor SS 2021
FOM Hochschule für Ökonomie und Management, Essen in Dortmund Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement Bachelor WS 2022

 

  1. Wie haben sich die Zahlen der Neueinschreibungen bzw. Abschlüsse an den je­weiligen Standorten seit 2019 entwickelt?

Die Anzahl der Studienanfänger*) im Studienfach Medizinassistenz in Nordrhein-Westfalen nach Hochschulen und Abschlüssen lässt sich der folgenden Übersicht entnehmen.

Hochschule Abschluss Studienanfänger im 1. Hochschul-semester im Studienjahr1)
2019 2020 2021 2022
FHM FH des Mittelstandes, Bielefeld in Bielefeld Bachelor 9 11
Fliedner FH Düsseldorf Bachelor 82 74 139 126
Fliedner FH Düsseldorf Master
FOM Hochschule für Ökono- mie und Management, Essen in Dortmund Bachelor 27
EUFH Europäische FH Rhein/Erft in Köln und Rheine Bachelor 92 92 108 111
HSD Hochschule Döpfer, Potsdam in Köln Bachelor 35 28 48 27
Deutsche Hochschule für Ge- sundheit und Sport, Berlin in Unna Bachelor 5 24
Insgesamt 209 194 309 326

*) nur Haupthörer, ohne Beurlaubte

1) Sommersemester und darauffolgendes Wintersemester

Quelle: IT.NRW, Statistisches Landesamt, Düsseldorf, 2024

Die Anzahl der Hochschulabsolventinnen und -absolventen*) im Studienfach Medizinassistenz in Nordrhein-Westfalen nach Hochschulen und Abschlüssen lässt sich der folgenden Übersicht entnehmen.

Hochschule Abschluss Absolventen im Prüfungsjahr1)
2019 2020 2021 2022
FHM FH des Mittelstandes, Bielefeld in Bielefeld Bachelor 5 1
Fliedner FH Düsseldorf Bachelor 37 48 66 72
EUFH Europäische FH Rhein/Erft in Köln und Rheine Bachelor 22 49 81 73
HSD Hochschule Döpfer, Potsdam in Köln Bachelor 14 13
Insgesamt 59 97 166 159

*) Studierende mit mindestens einer bestandenen Prüfung im Berichtssemester

1) Sommersemester und davor liegendes Wintersemester

Quelle: IT.NRW, Statistisches Landesamt, Düsseldorf, 2024

  1. Liegen der Landesregierung mittlerweile Daten zu den Neueinstellungen von PAs im öffentlichen Gesundheitswesen vor?

Der Landesregierung liegen hierzu keine Daten vor.

  1. Inwiefern sieht die Landesregierung eine tatsächliche Unterstützung und Entlas­tung der Ärzte seitens der PAs im Hinblick auf die Einschränkung der durchführ­baren ärztlichen Tätigkeiten?

Durch die hochschulische Ausbildung erhalten Physician Assistants ein breites Spektrum an medizinischem und organisatorischem Fachwissen. Das Wissen über rechtliche Grundlagen, Ökonomie und Qualitätsmanagement kann beispielsweise genutzt werden, um Versorgungs­prozesse innerhalb von Arztpraxen effizient zu gestalten.

Das delegierende ärztliche Personal hat hinsichtlich der delegierten Leistung eine Auswahl-, Anleitungs- und Überwachungspflicht. Es hat sicherzustellen, dass das nichtärztliche Perso­nal, an das es delegiert, die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten zur Erbringung der delegierten Leistung hat (Auswahlpflicht). Zudem hat es das nichtärztliche Personal zur Er-bringung der Leistung anzuleiten (Anleitungspflicht) und im Weiteren die Ausübung regelmä­ßig zu überwachen (Überwachungspflicht). Als Anhaltspunkt für die Intensität dieser Pflichten dient die Qualifikation des Personals, an das delegiert wird. Je besser die Qualifikation, umso geringer die Kontrolle durch die Ärztin bzw. den Arzt.

Physician Assistants können beispielsweise vorbereitende Anamnesen, körperliche Untersu­chungen, Beratungen zu Prävention und weiteren gesundheitlichen Themen übernehmen. Das ärztliche Personal wird hierdurch entlastet und hat mehr Zeit für komplexe medizinische Fragestellungen und etwa die Diagnostik und Therapie der Patientinnen und Patienten.

  1. Sind seitens der Landesregierung Maßnahmen geplant, um die Bekanntheit, Ak­zeptanz und Etablierung des PAs zu fördern?

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales ist im regelmäßigen Austausch mit den Kassenärztlichen Vereinigungen zur Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung. Hierbei wird auch der Einsatz der nichtärztlichen Berufe thematisiert.

 

MMD18-9306