Schluss mit der Cancel Culture! Keine Umbenennung der Westfälischen Wilhelms-Uni-versität Münster

Antrag

Antrag

der Fraktion der AfD

Schluss mit der Cancel Culture! Keine Umbenennung der Westfälischen Wilhelms-Uni­versität Münster

I. Ausgangslage

Die von linken Hochschulgruppen initiierte, von den maßgeblichen Hochschulgremien kam­pagnenartig unterstützte und durch von selbigen eingesetzte „Experten“ gutachterlich flan­kierte Auseinandersetzung um den Namen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) ist mit dem neuerlichen Senatsbeschluss zur Umbenennung in „Universität Münster“ erwartbar zu dem faktisch von Anfang an feststehenden Ergebnis gelangt.

Dieser Prozess wurde im November 2014 von der örtlichen Jungsozialistischen Hochschul­gruppe unter der Parole „Raus mit Kaiser Wilhelm!“ angestoßen. Der Entscheidung des Senats zur Umbenennung ging keine ergebnisoffene Debatte voran. Dass diese nie gewünscht war, wurde bereits zu Beginn des Prozesses deutlich, wie die resignierte Wortmeldung eines Ver­treters des RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) in einer Sitzung des Studenten­parlaments im Jahr 2015 festhält: „Es wird gesagt, dass wir die Diskussion fördern wollen, aber die Diskussion hier hat gezeigt, dass das Ergebnis im Vorhinein klar ist.“1

Entsprechend kannten auch die Aktivitäten der 2018 vom Senat eingesetzten Arbeitsgruppe nur eine Richtung: die Stimmung für eine Streichung Wilhelms aus dem Namen der Universität vorzubereiten. Dafür wurde ein aufwendiger „großer Maßnahmenkatalog“ in die Tat umge­setzt, der mit Infotafeln, Broschüren, Ausstellungen, einer Internetseite, einem Kurzfilm, We-binars und Podiumsveranstaltungen eine obsessive Dauerproblematisierung des eigenen Na­mensgebers in Szene setzte. Zur Erstsemesterbegrüßung erhielten junge Studienanfänger ein „kritisches Infosegment zum Namenspatron“2 ihrer neuen Studienstätte. Mit einer halben Stelle und 33.000 Euro Sachmitteln wurde diese meinungslenkende Kampagne („Zur Sache WWU“) vom Senat der Universität unterstützt.

Nicht einmal die Fassade von Unparteilichkeit aufrechterhaltend, heißt es exemplarisch im Projektbericht der AG „Zur Sache WWU“ vom April 2022: „[…] neben recht stereotypen Ein­wänden, die Debatten dieser Art grundsätzlich infrage stellen, finden sich auch Beiträge, die sehr informiert auf inhaltlicher Ebene argumentieren und sich häufig kritisch zu Wilhelm II. als Namensgeber der WWU Münster äußern.“3

So fällt auch der Abschlussbericht der AG wenig überraschend aus. Mit den erwartbaren Schlagworten („Antisemitismus, Militarismus, Kolonialismus“) entspricht er im Wesentlichen der initialen Propaganda der Juso-Hochschulgruppe von 2014.4 Der Historiker Prof. Olaf Blaschke und sein Team kompilierten in journalistischer Art lediglich belastendes Material, das die Vorwürfe stützen sollte. Der Sachgegenstand stellt sich für die Gutachter eindeutig dar; Wilhelm müsse als Namensgeber weichen, denn, wie Rektor Johannes Wessels unfreiwillig das Niveau der Auseinandersetzung sprachlich auf den Punkt brachte, er habe „viel Böses“ getan.5

Die Praxis der Verurteilung historischer Figuren nach heute verbreiteten moralischen Maßstä­ben ist kennzeichnend für den seit Jahren mit zunehmender Aggressivität betriebenen linken Bildersturm. Ob Straßen- oder Platznamen, Bismarck-Statuen oder Bibelverse am Berliner Schloss: Unter dem Deckmantel des „kritischen Bewusstseins“ werden geschichtliche Bezüge, Erinnerungen und Traditionen rigoros aus der Öffentlichkeit getilgt.

Dass diese mit simplifizierendem Moralismus operierende Cancel Culture auch zunehmend an Bildungsstätten Einzug erhält und sogar von wissenschaftlichem Personal mitgetragen wird, ist alarmierend. Eine von politischen Interessen unabhängige geschichtswissenschaftli­che Untersuchung reflektiert ihren historischen Forschungsgegenstand vor dem Hintergrund seiner Zeit. Die WWU-Berichte begnügen sich hingegen damit, heutigen Verurteilungsinteres­sen ausschließlich belastendes Material zuzuliefern. So werden beispielsweise antisemitische Äußerungen aneinandergereiht, die „keine Zweifel“ lassen sollen, „dass Wilhelm II. […] gera­dezu obsessiv antisemitisch“ gewesen sei. Entlastende Indizien, wie des Kaisers enges Ver­trauensverhältnis zum deutsch-jüdischen Großreeder Albert Ballin, seine lebenslange Freund­schaft zu einem späteren Kasseler Oberlandespräsidenten oder seine Entlassung des juden­feindlichen Hofpredigers Adolf Stoecker werden – da der denunziatorischen Absicht zuwider­laufend – verschwiegen.

Eine derart einseitige, politisch interessierte und manipulative Thematisierung des WWU-Na-mensgebers hat nichts mit einer sachlichen und ausgewogenen Auseinandersetzung zu tun, die einer Entscheidung dieser Tragweite angemessen ist. Dass alternative Namensgeber erst gar nicht zur Diskussion standen und sich derzeit später Widerstand gegen den unbegründe­ten Wegfall des Namensteils „Westfälisch“ formierte6, ist für den problematischen Ablauf der antiwilhelminischen Cancel-Kampagne an der WWU bezeichnend.

Derlei Vorgänge dürfen an nordrhein-westfälischen Bildungseinrichtungen keine Schule ma­chen. Mit dem vorliegenden Antrag soll eine geordnete und sachbezogen-ergebnisoffene Neu­verhandlung der Namensfrage unter Einbeziehung verschiedenster Forschungsstandpunkte, Expertenmeinungen und alternativer Namensvorschläge angestoßen werden.

II. Der Landtag stellt fest:

  • Die Aufgabe der über die Landesgrenzen hinaus bekannten Qualitätsmarke „Westfä­lische Wilhelms-Universität Münster“ ist eine schwerwiegende Entscheidung, die ei­nes umfassenden sachlichen Abwägungsprozesses bedarf.
  • Die den Senatsbeschluss zur Umbenennung der WWU Münster vorangegangene The­matisierung des Universitätsnamens trug nicht den Charakter einer fairen und ergeb­nisoffenen Auseinandersetzung, sondern einer einseitig-meinungslenkenden Kam­pagne.
  • Die zunehmende Tendenz zur undifferenzierten und moralisierenden Abqualifizierung geschichtlicher Bezüge im Zuge der sogenannten Cancel Culture ist abzulehnen.

III. Der Landtag fordert die Landesregierung auf,

dem Beschluss des Senats der WWU Münster zur Umbenennung in „Universität Münster“ nicht zuzustimmen.

Prof. Dr. Daniel Zerbin
Carlo Clemens
Christian Loose
Dr. Martin Vincentz
Andreas Keith

und Fraktion

 

Antrag als PDF

 

1 https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/zursachewwu/seiten_aus_protokoll_stupa57_9_ge-schw__rzt.pdf, S. 4.

2 https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/zursachewwu/zursachewwu-abschlussbericht.pdf, S. 2.

3 Vgl. https://www.uni-muenster.de/ZurSacheWWU/projekt/Projektberichte.html.

4 Vgl. https://www.uni-muenster.de/ZurSacheWWU/quellen/quellen2014.html.

5 Vgl. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/uni-muenster-will-nicht-mehr-nach-wilhelm-ii-heis-sen-18634694.html.

6 Vgl. https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/uni-muenster-mit-namensstreit-was-wird-aus-westfalen-18767861.html.