Sepsissterblichkeit nachhaltig verringern – Erstellung und Umsetzung eines landesweiten Sepsisplans

Antrag
vom 06.11.2018

Antragder AfD-Fraktion vom 06.11.2018

 

Sepsissterblichkeit nachhaltig verringern – Erstellung und Umsetzung eines landesweiten Sepsisplans

I. Ausgangslage

Die Sepsis ist eine Reaktion des Körpers auf eine Infektion. Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten verursachen eine lokale Infektion. Im Normalfall gelingt es unserem Immunsystem, eine derartige lokale Infektion am Entzündungsherd direkt einzudämmen. Die Infektion nimmt ihren normalen Verlauf. Bei einer Sepsis jedoch gelingt es den Erregern, diese lokale Begrenzung zu durchbrechen. Sie breiten sich auf andere Organe aus. Ein Drittel bis die Hälfte aller Patienten stirbt an der Sepsis. In Deutschland gab es im Jahr 2013 279.530 registrierte Fälle von Sepsis, was einer Krankenhausrate von 335 Fällen pro 100.000 Einwohnern entspricht. 67.849 Menschen verstarben, was einer Sterblichkeitsrate von 24,3% entspricht. Damit ist die Sepsis nach Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und Krebs die dritthäufigste Todesursache in Deutschland1.

Die Sterberate von schwerer Sepsis im Krankenhaus betrug laut der Sepsis-Stiftung und des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS) 2015 in Deutschland 41 Prozent, in England 32,1 Prozent, in den USA 23,5 Prozent und in Australien nur 18,5 Prozent. Die Sterblichkeit in der Altersgruppe von 0 bis 17 Jahren lag in Deutschland in den Jahren 2010 bis 2015 bei 17,2 Prozent, berichtet der Welt-Sepsis-Tag am 13. September 2018.

„Für ein Land, das bei der Zahl der Krankenhaus- und Intensivbetten weltweit Spitzenplätze einnimmt und in dem die Zahl der jährlichen Arztbesuche laut OECD-Angaben doppelt so hoch ist wie in England oder in den USA, wirft die vergleichsweise hohe Sepsissterblichkeit erhebliche Fragen zur Qualität unseres Gesundheitswesens auf, das von Gesundheitspolitikern stets als eines der besten der Welt bezeichnet wird“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Sepsis-Stiftung Konrad Reinhart im deutschen Ärzteblatt am 11. September 2018.

Eine im Mai 2017 verabschiedete WHO Resolution2 macht deutlich, dass die meisten Todesfälle durch Sepsis mittels Impfung, Hygiene, Früherkennung und Behandlung der Sepsis als Notfall vermeidbar wären. Die Resolution hebt hervor, dass die erhebliche weltweite Krankheitslast von jährlich mindestens sechs Millionen Todesfällen bisher unterschätzt wurde.

Ebenso dokumentiert ein Memorandum der Sepsis-Stiftung, welches mehr als 30 medizinische Fachgesellschaften und Repräsentanten von Wissenschaftsorganisationen unterzeichnet haben3, dass in Deutschland jährlich 15.000 bis 20.000 Todesfälle vermeidbar wären4.

Das Ziel muss sein, Todesfälle durch Sepsis nachhaltig zu reduzieren und öffentliches Bewusstsein zu schaffen. Sepsis entsteht in 70 bis 80 Prozent der Fälle außerhalb des Krankenhauses, deshalb ist die Aufklärung von Laien und aller im ambulanten Bereich tätigen Gesundheitsdienstleister genauso wichtig wie die Schulung von Ärzten und Pflegekräften in den Krankenhäusern.

II. Der Landtag fordert die Landesregierung auf,

1. den Aufbau eines Sepsisregisters, in dem landesweit zur Qualitätssicherung die Entwicklung der Sepsishäufigkeit und der Sepsissterblichkeit dokumentiert wird, voranzutreiben und flächendeckend einzuführen.

2. landeseigene Aufklärungskampagnen für die Öffentlichkeit, insbesondere mit den Schwerpunkten Impfungen, Hygiene, Früherkennung und –behandlung zu entwickeln.

3. die Entwicklung und Implementierung spezifischer Behandlungs- und Notfallkonzepte, sowie Konzepte für die Nachbehandlung und Rehabilitation nach Beendigung der Akutbehandlung zu unterstützen und voranzutreiben.

4. die Vernetzung von forschender Industrie, öffentlichen Forschungseinrichtungen und klinischen Forschungsnetzwerken zu fördern mit dem Ziel Therapien zu optimieren.

5. die Entwicklung und Evaluierung schnellerer und präziserer diagnostischer Tests zur Erregerdiagnostik im Rahmen neuer Modelle zu unterstützen und voranzutreiben.

Dr. Martin Vincentz
Andreas Keith

und Fraktion

 

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1 Daten der offiziellen Sepsis Stiftung: www.sepsis-stiftung.eu

2 http://apps.who.int/gb/ebwha/pdf_files/WHA70/A70_ACONF11 -en.pdf

3 https://www.sepsis-stiftung.eu/wp-content/uploads/1/2016/10/Aktionsplan_Unterzeichner.pdf

4 https://www.sepsis-stiftung.eu/wp-content/uploads/2015/03/Memorandum GegenSepsis_20140303.pdf