Solarpaneele statt Ackerbau – der große Reibach für Investoren statt Nahrungsmitteln für uns

Kleine Anfrage
vom 19.07.2023

Kleine Anfrage 2135

der Abgeordneten Christian Loose und Zacharias Schalley AfD

Solarpaneele statt Ackerbau der große Reibach für Investoren statt Nahrungsmitteln für uns

„Der Solarboom setzt Landwirte in Deutschland unter Druck. Denn oft kaufen Investoren riesige Flächen, um darauf Solarparks zu errichten. Für die Bauern wird Ackerland dadurch rar und teuer.“1 So waren acht Millionen Euro als Angebot für 2.600 Hektar Ackerland nicht genug – ein Immobilienentwickler überbot den Landwirt L. zu einem Preis, den Landwirte offenbar nicht bieten können. Als Konsequenz sind zwischen 2010 und 2020 landwirtschaftliche Nutzflächen im Schnitt um 126 Prozent teurer geworden, Pachtflächen um 62 Prozent.2

Projektierer werben aktuell offensiv mit der Perspektive: „Wenn Sie Ihr Grundstück verpachtet haben für eine PV Anlage, liegen die Einnahmen pro Hektar und Jahr im vierstelligen Bereich“3, was deutlich über den mit landwirtschaftlichen Produkten, unter Einsatz körperlicher und maschineller Arbeit zu verdienenden Erträgen liegt.

Bereits 2015 zeigten sich der damalige Landwirtschaftsminister Johannes Remmel und der Direktor der Landwirtschaftskammer NRW, Dr. Martin Berges, über diese Entwicklung besorgt und erklärten, dass sie die rasante Preissteigerung der letzten Jahre mit Sorge sehen. „Für aktive landwirtschaftliche Betriebe wird es angesichts dieser Preise immer schwieriger, die für die Weiterentwicklung der Betriebe dringend benötigten Flächen durch Kauf langfristig zu sichern“, so Minister Remmel.4

Damit stellt sich die Frage nach den Auswirkungen des von der Landesregierung geforderten Ausbaus der Photovoltaik auf die Verfügbarkeit von Ackerflächen für die klassische Erzeugung von Landwirtschaftserzeugnissen, die auch vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges und den Erfordernissen einer ausreichenden Selbstversorgung in den Blickpunkt rückt.

Deshalb fragen wir die Landesregierung:

  1. Welche Mengen in Hektar an landwirtschaftlichen Flächen wurden in den Jahren 2015 bis 2022 in Nordrhein-Westfalen – gestaffelt nach Jahren – der Nutzung durch Photovoltaik zu geführt?
  2. Wie groß ist die Fläche in Hektar an vormals landwirtschaftlicher Fläche insgesamt, die in Nordrhein-Westfalen mit Photovoltaik bewirtschaftet wird?
  3. Wie viele Terawattstunden Strom wurden in den Jahren 2015 bis 2022 auf dieser Fläche – gestaffelt nach Jahren – nach Antwort zu Frage 2. erzeugt?
  4. Wie hoch war die Einspeisevergütung, die für die Jahre 2015 bis 2020 für den nach Antwort zu Frage 3. erzeugten Strom – gestaffelt nach Jahren – gezahlt wurde?
  5. Welche Mengen in Hektar an landwirtschaftlichen Flächen möchte die Landesregierung in den Jahren 2023 bis 2030 zusätzlich – gestaffelt nach Jahren – der Nutzung durch Photovoltaik zu führen?

Christian Loose
Zacharias Schalley

 

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1 Vgl. https:// www .tagesschau.de/wirtschaft/technologie/solar-landwirtschaft-ackerland-100.html, abgerufen am 16.06.2023.

2 Ebenda.

3 Vgl. https:// solar -direktinvest.de/grundstueck-verpachten/, abgerufen am 16.06.2023.

4 Vgl. https:// www .land.nrw/pressemitteilung/preise-fuer-agrarland-nrw-dramatisch-gestiegen, abgerufen am 16.06.2023.


Die Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie hat die Kleine An­frage 2135 mit Schreiben vom 16. August 2023 namens der Landesregierung im Einverneh­men mit der Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz beantwortet.

  1. Welche Mengen in Hektar an landwirtschaftlichen Flächen wurden in den Jahren 2015 bis 2022 in Nordrhein-Westfalen gestaffelt nach Jahren der Nutzung durch Photovoltaik zu geführt?

Nach Auswertung des Marktstammdatenregisters wurden in den Jahren 2015 bis 2022 insge­samt Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) mit einer Leistung von 185 Megawatt (MW) installiert. Dabei wird zwar erfasst, auf welchen durch das EEG (Erneuerbare-Energien-Ge­setz) förderbaren Flächen die Anlagen errichtet werden. Allerdings sind diese Angaben teil­weise fehlerhaft bzw. unvollständig. Für die Berechnung der Flächeninanspruchnahme – hierzu gibt es keine Angabe im Marktstammdatenregister – wird ein durchschnittlicher Faktor5 von 1,4 ha/MWp (Hektar je Megawatt peak) angesetzt. Entsprechend wird für die zwischen 2015 und 2022 installierten Freiflächenanlagen insgesamt von einem Flächenbedarf von etwa 259 Hektar ausgegangen. Heute liegt der Wert für Neuanlagen bei etwa 1 ha/MWp oder sogar darunter.

Gemäß Hochrechnung auf Basis des Marktstammdatenregisters entfällt dabei eine Fläche von 29 Hektar auf landwirtschaftliche Flächen. Aufgrund fehlender Angaben bzw. ggf. eine Über­schneidung mit der Flächenkulisse von Randstreifen entlang von Bundesautobahnen und Schienenwegen kann diese Fläche etwas größer sein. Damit hatten Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlicher Fläche bezogen auf den Flächenbedarf einen Anteil von ca. 11 Prozent des Flächenbedarfs aller PV-FFA und bezogen auf die gesamte landwirtschaftliche Fläche Nordrhein-Westfalens (etwa 1,6 Mio. Hektar) einen Anteil von weniger als 0,002 Prozent.

Der Flächenbedarf der Anlagen nach dem Jahr der Inbetriebnahme verteilt sich folgenderma­ßen auf die Jahre 2015-2022:

Tabelle 1: Flächenbedarf und Ertrag von PV-FFA auf landwirtschaftlicher Fläche, 2015-2022

Inbetriebnahmejahr PV-FFA auf Ackerland
  Fläche
[ha]
Ertrag
[MWh]
2015 5 15.226
2016 0 15.230
2017 1 15.987
2018 0 15.987
2019 3 17.719
2020 2 19.083
2021 2 20.425

 

  1. Wie groß ist die Fläche in Hektar an vormals landwirtschaftlicher Fläche insge­samt, die in Nordrhein-Westfalen mit Photovoltaik bewirtschaftet wird?

Insgesamt waren in Nordrhein-Westfalen zum Stichtag Ende 2022 PV-FFA mit einer Leistung von 432 MW installiert, die hochgerechnet etwa eine Fläche von 604 Hektar beanspruchen.

Von dieser Fläche entfallen ca. 48 Hektar auf landwirtschaftliche Fläche, was einen Anteil von ca. acht Prozent ausmacht. Die Auswertung unterliegt denselben datenbezogenen Restriktio­nen wie in der Antwort auf Frage 1 ausgeführt. Bezogen auf die landwirtschaftliche Fläche Nordrhein-Westfalens werden demnach weniger als 0,003 Prozent von PV-FFA belegt.

  1. Wie viele Terawattstunden Strom wurden in den Jahren 2015 bis 2022 auf dieser Fläche – gestaffelt nach Jahren – nach Antwort zu Frage 2. erzeugt?

Für die Berechnung des Ertrags der in den Antworten auf Fragen 1 und 2 benannten Anlagen wurde ein mittlerer Faktor6 von 888 Megawattstunden je Megawatt peak (MWh/MWp) ange­setzt. Demnach wurde mit den Anlagen, die auf landwirtschaftlicher Fläche errichtet wurden, im Jahr 2022 ein Ertrag von 30.338 Megawattstunden Strom erzeugt. Die Erträge der anderen Jahre sind in Tabelle 1 aufgeführt.

  1. Wie hoch war die Einspeisevergütung, die für die Jahre 2015 bis 2020 für den nach Antwort zu Frage 3. erzeugten Strom – gestaffelt nach Jahren – gezahlt wurde?

Hierzu liegen der Landesregierung keine Daten vor.

  1. Welche Mengen in Hektar an landwirtschaftlichen Flächen möchte die Landesre­gierung in den Jahren 2023 bis 2030 zusätzlich – gestaffelt nach Jahren – der Nut­zung durch Photovoltaik zu führen?

Die Landesregierung hat keine quantitative Zielvorgabe für die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen durch Photovoltaik.

 

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6 Quelle: LANUV