Kleine Anfrage 5653
der Abgeordneten Markus Wagner und Dr. Christian Blex AfD
Studie unter afrikanischen Migranten belegt: Koranunterricht wichtiger als Schulunterricht
Vorbemerkung der Kleinen Anfrage
Die neue Studie der Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI) sorgt für Aufmerksamkeit, da sie erstmals differenziert die Einstellungen muslimischer Migrantengruppen aus Somalia, dem Sudan und Westafrika untersucht. Besonders auffällig sind dabei die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Afrikanische Migrantinnen zeigen sich in vielen Bereichen offener und integrationsbereiter als Männer. In Bezug auf religiöse Praxis, Gleichberechtigung und persönliche Freiheiten sind sie deutlich progressiver eingestellt. So befürworten über die Hälfte der befragten Frauen (52,8 Prozent), ihren Ehepartner selbst wählen zu dürfen – im Gegensatz zu nur 36,6 Prozent der Männer. Zudem sprechen sich 53,3 Prozent der Frauen für vollständige Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen aus, was auf eine bemerkenswerte Offenheit innerhalb dieser Gruppe hindeutet.1
Die Direktorin der DPI betont, dass eine zentrale Erkenntnis der Studie in der signifikant offeneren und toleranteren Haltung vieler Frauen liegt. Auch regionale Unterschiede sind in der Erhebung erkennbar: Während ein hoher Anteil der somalischen Befragten (56,1 Prozent) gegenüber Angehörigen anderer Religionen ein Gefühl der Überlegenheit empfindet, fällt dieser Wert bei Personen aus dem Sudan und Westafrika deutlich geringer aus. Dies deutet auf tief verankerte kulturelle Prägungen hin, die sich auch im Migrationskontext fortsetzen. Ein weiterer zentraler Aspekt der Studie ist der hohe Stellenwert des Koranunterrichts: Mehr als die Hälfte der Befragten messen ihm eine gleichwertige oder höhere Bedeutung als dem staatlichen Schulunterricht bei. Diese Einschätzung begründen sie unter anderem mit den pädagogischen Vorteilen wie der Förderung von Konzentration und Gedächtnisleistung. Laut eines Studienmitarbeiters werde im Koranunterricht insbesondere Disziplin trainiert, was aus Sicht vieler Eltern als wertvoll angesehen wird.2
Daneben hebt die Studie hervor, wie entscheidend gute Deutschkenntnisse und regelmäßiger interkultureller Austausch für eine gelingende Integration sind. Migrantinnen und Migranten mit besseren Sprachkenntnissen und mehr Kontakten zur Mehrheitsgesellschaft zeigen deutlich weniger Vorurteile und finden schneller Anschluss. Auch Alter und Bildungsgrad spielen eine Rolle: Jüngere und besser ausgebildete Personen erweisen sich in der Regel als offener für Gleichberechtigung und gesellschaftliche Diversität. Insgesamt liefert die Studie wichtige Erkenntnisse für integrationspolitische Maßnahmen, indem sie deutlich macht, welche Faktoren Integration begünstigen und wie differenziert die Einstellungen innerhalb muslimischer Migra-tionsgruppen sein können. Die Ergebnisse unterstreichen auch, dass Frauen oft eine Schlüsselrolle in Integrationsprozessen spielen – sowohl durch ihre Einstellungen als auch durch ihr gesellschaftliches Engagement.3
Die Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration hat die Kleine Anfrage 5653 mit Schreiben vom 20. Juni 2025 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Schule und Bildung beantwortet.
- Inwiefern ist die oben erwähnte Studie der Landesregierung bekannt?
- Welche Ursachen sieht die Landesregierung in der Haltung, den Koranunterricht wichtiger als den Schulunterricht zu gewichten?
- Welche Konsequenzen hat die Landesregierung bereits aus dem Ergebnis der Studie gezogen?
- Welche Konsequenzen wird die Landesregierung noch aus dem Ergebnis der Studie ziehen?
Aufgrund des Sachzusammenhanges werden die Fragen 1-4 zusammen beantwortet. Die Studie wurde zur Kenntnis genommen. Insgesamt wurden im Rahmen der Studie 318 muslimische Personen mit subsaharischem Migrationshintergrund im Großraum Wien befragt. 302 Fragebögen wurden in die finale Auswertung aufgenommen. Die Stichprobe verteilte sich auf drei Gruppen: Somalia, Sudan, Westafrika (Mischgruppe). Die Ergebnisse sind ausschließlich für die untersuchte Population im Großraum Wien gültig. Sie sind, worauf die Autoren explizit hinweisen, nicht repräsentativ für Österreich. Sie sind daher auch nur von sehr begrenztem Aussagewert für Nordrhein-Westfalen.
2 Ebenda.
3 Ebenda.