Veraltete Daten zur Kariesprävalenz bei 12-Jährigen – Versäumt die Landesregierung die Zahngesundheit unserer Kinder?

Kleine Anfrage
vom 30.10.2024

Kleine Anfrage 4689

des Abgeordneten Dr. Martin Vincentz AfD

Veraltete Daten zur Kariesprävalenz bei 12-Jährigen Versäumt die Landesregierung die Zahngesundheit unserer Kinder?

Die Zahngesundheit von Kindern ist ein entscheidender Faktor für ihre allgemeine Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Besonders im Kindesalter ist es wichtig, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um Zahnerkrankungen wie Karies zu verhindern. Die Prävalenz von Karies, also die Häufigkeit des Auftretens von kariösen Läsionen, gilt als zentraler Indikator für die Zahngesundheit und sollte in regelmäßigen Abständen beim NRW Gesundheitssurvey erhoben und veröffentlicht werden. Das Landeszentrum für Gesundheit (LZG NRW) spielt eine zentrale Rolle bei der Datenerhebung und der Veröffentlichung von Gesundheitsindikatoren. Die letzte flächendeckende Erhebung zur Kariesprävalenz bei 12-Jährigen in Nordrhein-Westfalen stammt jedoch aus dem Jahr 2016 und ist somit mittlerweile veraltet.1 In Anbetracht der dynamischen Entwicklungen in der Zahngesundheit, insbesondere bei Kindern, ist es essentiell, aktuelle Daten zur Bewertung und Anpassung präventiver Maßnahmen vorliegen zu haben.

Jüngste Erkenntnisse zur Zahngesundheit von Schulanfängern in NRW, die von der AOK im Rahmen der schulärztlichen Untersuchungen veröffentlicht wurden, zeichnen ein besorgniserregendes Bild: Etwa jedes fünfte Kind (20%) weist bereits Karies auf. Dies zeigt, dass trotz vorhandener Präventionsprogramme und Aufklärungsmaßnahmen ein erheblicher Handlungsbedarf besteht, um die Zahngesundheit der Kinder zu verbessern. Die AOK und andere Gesundheitsexperten warnen daher vor einem möglichen Anstieg von Zahnerkrankungen, wenn nicht gezielt und zeitnah interveniert wird.2 Diese Entwicklungen sind besorgniserregend, auch weil sie möglicherweise auf andere Altersgruppen übertragbar sind. Im Rahmen der schulärztlichen Untersuchungen und öffentlichen Berichterstattung wurden diese Trends verdeutlicht, und es besteht ein erhöhtes Interesse daran, wie sich die Zahngesundheit von Kindern in NRW weiterentwickelt.

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Wie hat sich die Kariesprävalenz bei 12-Jährigen in Nordrhein-Westfalen seit 2016 entwickelt? (Bitte für jedes Jahr seit 2016 sowie nach Geschlecht aufschlüsseln)
  2. Wann ist mit einer neuen Erhebung bzw. Veröffentlichung dieser Daten durch den Gesundheitssurvey NRW zu rechnen?
  3. Wie bewertet die Landesregierung die Entwicklung der Kariesprävalenz bei Grundschulanfängern in den letzten Jahren
  4. Welche Rückschlüsse zieht die Landesregierung aus der Antwort der Frage 3 für die Altersgruppe der 12-Jährigen?
  5. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um die Zahngesundheit bei Kindern in NRW zu verbessern, insbesondere im Hinblick auf präventive Ansätze zur Reduktion der Kariesprävalenz?

Dr. Martin Vincentz

 

MMD18-11237

 

1 https://www.lzg.nrw.de/ges_bericht/ges_indi/indikatoren_laender/index.html

2 https://www.ruhr24.de/nrw/nrw-kinder-schule-schulanfaenger-karies-zahn-zahnarzt-untersuchung-aok-zahlen-warnung-krankenkasse-93241114.html


Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat die Kleine Anfrage 4689 mit Schreiben vom 25. November 2024 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration sowie der Ministerin für Schule und Bildung beantwortet.

  1. Wie hat sich die Kariesprävalenz bei 12-Jährigen in Nordrhein-Westfalen seit 2016 entwickelt? (Bitte für jedes Jahr seit 2016 sowie nach Geschlecht aufschlüsseln)

Die Bedeutung der Zahn- und Mundgesundheit für die körperliche, soziale und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist unbestritten groß. Frühkindliche Karies ist immer noch weit verbreitet und zählt zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass das Zähneputzen in Einrichtungen wie Kindergärten oder Grundschulen teilweise nur noch eingeschränkt durchgeführt wurde bzw. nicht mehr zum festen täglichen Ritual gehörte. Dieser Trend hat sich leider nach der Pande­mie fortgesetzt.

Daten zur Entwicklung der Kariesprävalenz bei 12-Jährigen für die Jahre nach 2016 liegen dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) nicht vor. Die Datenquelle für den Indikator „Kariesprävalenz und Kariesrisiko, DMF-T-Index der 12-jährigen Kinder“ (Indi­kator 3.102 der Gesundheitsberichterstattung der Länder) sind Erhebungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ). Die DAJ führt in unregelmäßigen Abstän­den epidemiologische Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe durch. Die aktuellen dort verfügbaren Daten stammen aus dem Jahr 2016.

  1. Wann ist mit einer neuen Erhebung bzw. Veröffentlichung dieser Daten durch den Gesundheitssurvey NRW zu rechnen?

Beim NRW-Gesundheitssurvey handelt es sich um eine telefonische Befragung Erwachsener mit Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen. Daten zur Kariesprävalenz von Kindern und Jugendli­chen können im Rahmen dieses Surveys nicht erhoben werden.

  1. Wie bewertet die Landesregierung die Entwicklung der Kariesprävalenz bei Grundschulanfängern in den letzten Jahren?

Die in der Vorbemerkung der Kleinen Anfrage zitierte Angabe bezieht sich auf den Gesund­heitsreport 2024 der AOK Rheinland/Hamburg (https://www.aok.de/pk/rh/gesundheitsbericht-erstattung/).

Hierbei handelt es sich um kassenärztliche Abrechnungsdaten von Kindern im Einschulungs-alter im Landesteil Rheinland und in Hamburg. Daten für den westfälischen Landesteil von Nordrhein-Westfalen sind hier nicht einbezogen. Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchun-gen in Nordrhein-Westfalen findet keine landesweite Erfassung von Daten zur Zahngesundheit statt. Eine Abfrage der kassenärztlichen Abrechnungsdaten bei den landesunmittelbaren Krankenkassen war im Rahmen der zur Beantwortung der Kleinen Anfrage zur Verfügung ste­henden Zeit nicht möglich.

  1. Welche Rückschlüsse zieht die Landesregierung aus der Antwort der Frage 3 für die Altersgruppe der 12-Jährigen?

Vor dem Hintergrund der Ausführungen zu Frage 3 sind keine Rückschlüsse möglich.

  1. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um die Zahngesundheit bei Kindern in NRW zu verbessern, insbesondere im Hinblick auf präventive Ansätze zur Reduktion der Kariesprävalenz?

Im Rahmen der sogenannten Gruppenprophylaxe zur Verhütung von Zahnerkrankungen nach § 21 SGB V engagieren sich unter Federführung der gesetzlichen Krankenkassen 54 örtliche Arbeitskreise gemeinsam mit niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzten und dem öf­fentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD). Ziel ist die Verhütung und frühzeitige Erkennung von Zahnerkrankungen bei Kindern, die das 12. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Die Auf­gaben des ÖGD sind in § 13 ÖGDG NRW verankert.

Die Landesregierung hat verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen ergriffen. Das MAGS hat gemeinsam mit dem Ministerium für Kin­der, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration das Thema Zahngesundheit auf­gegriffen und Informationen zu einer nachhaltigen Verbesserung der Mundhygiene zusam­mengestellt. Mit einem Flyer und weiteren Materialien sollen pädagogische Kräfte und Eltern motiviert und unterstützt werden, das tägliche Zähneputzen zu fördern und in den Tagesablauf in Kindertageseinrichtungen, in der Kindertagespflege und zu Hause zu integrieren. Die Infor­mationsmaterialien sind abrufbar unter https://www.kita.nrw.de/kinder-bilden/gesundheitsfoer-derung/zahngesundheit-informationsmaterial-fuer-eltern-und-fachkraefte.

Außerdem hat das MAGS in 2023 die Website zum Projekt „Schule mit Biss“ des Arbeitskrei­ses Zahngesundheit Westfalen-Lippe aus Landesmitteln gefördert (https://www.schule-mit-biss.de).

 

MMD18-11581