Wanderungsstatistik – Einzelauswertung für NRW

Rede

Kleine Anfrage 103
der Abgeordneten Enxhi Seli-Zacharias vom 07.07.2022

 

Wanderungsstatistik Einzelauswertung für NRW

Wie der Wanderungsstatistik des Statistischen Bundesamts für das Jahr 2021 zu entnehmen ist, sind 57.088 Deutsche aus NRW mindestens temporär ins Ausland verzogen. Gleichzeitig sind 40.111 Deutsche aus dem Ausland nach NRW zugezogen bzw. zurückgekehrt. Daraus ergibt sich ein negativer Saldo von 16.977 Personen, womit NRW deutlich über dem Königsteiner Schlüssel liegt.1

Im gleichen Zeitraum sind 217.763 ausländische Personen aus dem Ausland nach NRW gezogen. In umgekehrter Richtung waren es 147.126 Personen, woraus sich ein positiver Saldo von 70.637 Personen ergibt.2

Bei den Zuzügen aus dem Ausland bzw. Fortzügen ins Ausland lässt sich auf Bundeseben feststellen, dass es den höchsten positiven Wanderungssaldo bei den Westbalkanländern, den EU-Mitgliedsstaaten Rumänien und Bulgarien, den Hauptherkunftsländern der Fluchtmigration sowie bei Indien gibt. Folgende Länder weisen auf Bundesebene einen positiven Saldo (größer 10.000 Personen) auf:

Albanien: 10.763
Bosnien und Herzegowina: 10.168
Bulgarien: 20.327
Nordmazedonien: 10.717
Kosovo: 17.164
Rumänien: 39.552
Türkei: 16.523
Serbien: 10.136
Afghanistan: 33.622
Indien: 23.120
Irak: 14.353
Syrien: 48.4113

 

Der Teilhabe- und Integrationsbericht NRW enthält lediglich einen Überblick über die Länder mit den häufigsten Zuzügen aus dem Ausland bzw. mit dem höchsten Wanderungssaldo. Eine vollständige Übersicht fehlt.4

In einem Unterkapitel widmete sich das Integrationsministerium im Teilhabe- und Integrationsbericht der Einwanderung aus Rumänien und Bulgarien. Danach hat sich die Anzahl der Rumänen und Bulgaren in NRW, insbesondere begünstigt durch die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit, zwischen 2005 und 2019 von 18.088 auf 220.020 Personen mehr als verzehnfacht. Dabei gab es eine starke Konzentration auf die Stadt Duisburg, den Kreis Gütersloh, den Kreis Recklinghausen, Köln und Gelsenkirchen.5 Des Weiteren führte das Integrationsministerium im Teilhabe- und Integrationsbericht aus, dass neben „Menschen mit guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ – analog zur Grundintention der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit – in erheblicher Zahl „Menschen aus Bulgarien und Rumänien nach Deutschland kommen, ohne abgeschlossene schulische und berufliche Ausbildung, die in der Folge Probleme haben, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Wie viele deutsche und ausländische Staatsbürger sind in den Jahren 2020 und 2021 aus dem Ausland nach NRW zugezogen bzw. ins Ausland fortgezogen? (Bitte differenziert nach Jahr, Herkunftsland und Geschlecht auflisten)
  2. Welche näheren Informationen – Gründe für den Fortzug, Altersstruktur, Zielländer, Bildungsstand, berufliche Qualifikation, Einkommen etc. – liegen der Landesregierung zum Fortzug deutscher Staatsbürger ins Ausland vor?
  3. Mit welchen Maßnahmen wird die Landesregierung in der angehenden Legislaturperiode dem hohen negativen Wanderungssaldo deutscher Staatsbürger ins Ausland begegnen?
  4. Aus welchen Kommunen bzw. kreisfreien Städten in NRW ist der größte Fortzug deutscher Staatsbürger ins Ausland festzustellen? (Bitte nach Kommune bzw. kreisfreier Stadt und Anzahl auflisten)
  5. In welchen Kreisen bzw. kreisfreien Städten lebten in den Jahren 2020 und 2021 die meisten rumänischen und bulgarischen Staatsbürger? (Bitte eine aktualisierte Übersicht, analog zum Teilhabe- und Integrationsbericht5 erstellen)

Enxhi Seli-Zacharias

 

Anfrage als PDF

 

1 Vgl. https://www.welt.de/politik/deutschland/plus239624791/Migration-Zuwanderung-von-Auslaendern-wieder-auf-Vor-Corona-Niveau.html

2 Vgl. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/06/PD22_268_12411.html

3 Ebenda; Tabelle 12711-0007

4 Vgl. Teilhabe- und Integrationsbericht 2021 NRW; S. 68 ff.

5 Ebenda; S. 77-78


Die Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration hat die Kleine Anfrage 103 mit Schreiben vom 27. Juli 2022 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Wie viele deutsche und ausländische Staatsbürger sind in den Jahren 2020 und 2021 aus dem Ausland nach NRW zugezogen bzw. ins Ausland fortgezogen? (Bitte differenziert nach Jahr, Herkunftsland und Geschlecht auflisten)

Im Jahr 2020 sind 227.316 Personen aus dem Ausland nach Nordrhein-Westfalen zugezogen, davon 40.977 Personen mit der deutschen Staatsangehörigkeit und 186.339 Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit. Die Zahl der Fortzüge aus Nordrhein-Westfalen in das Ausland lag für das Jahr 2020 bei 197.870 Personen, davon 52.193 Personen mit der deutschen Staatsangehörigkeit und 145.677 Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit.

Im Jahr 2021 sind 257.874 Personen aus dem Ausland nach Nordrhein-Westfalen zugezogen, davon 40.111 Personen mit der deutschen Staatsangehörigkeit und 217.763 Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit. Die Zahl der Fortzüge aus Nordrhein-Westfalen in das Ausland lag im Jahr 2021 bei 204.214 Personen, davon 57.088 Personen mit der deutschen Staatsangehörigkeit und 147.126 Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit.

Die Daten zu Geschlecht und Herkunftsländern sind der Anlage 1 zu entnehmen.

  1. Welche näheren Informationen – Gründe für den Fortzug, Altersstruktur, Zielländer, Bildungsstand, berufliche Qualifikation, Einkommen etc. – liegen der Landesregierung zum Fortzug deutscher Staatsbürger ins Ausland vor?

Auf Basis der Wanderungsstatistik liegen der Landesregierung Informationen zur Altersstruktur und zu den Zielländern der Fortgezogenen vor. Detaillierte Ergebnisse sind der Anlage 2 zu entnehmen. Die amtliche Wanderungsstatistik erlaubt – bei deutschen ebenso wie ausländischen Staatsangehörigen – keine Aussagen über das Qualifikationsniveau der Abwandernden.

  1. Mit welchen Maßnahmen wird die Landesregierung in der angehenden Legislaturperiode dem hohen negativen Wanderungssaldo deutscher Staatsbürger ins Ausland begegnen?

Nordrhein-Westfalen ist ein starker und attraktiver Standort für Menschen mit und ohne Einwanderungsgeschichte. Die Politik der Landesregierung ist darauf ausgerichtet, in Nordrhein-Westfalen die besten wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Voraussetzungen für den dauerhaften Verbleib seiner Einwohnerinnen und Einwohner zu schaffen.

  1. Aus welchen Kommunen bzw. kreisfreien Städten in NRW ist der größte Fortzug deutscher Staatsbürger ins Ausland festzustellen? (Bitte nach Kommune bzw. kreisfreier Stadt und Anzahl auflisten)

Die größte Zahl an Fortzügen von deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern aus Nordrhein-Westfalen in das Ausland ist festzustellen für Köln (2020: 3.920; 2021: 5.059), Düsseldorf (2020: 2.576; 2021: 2.966), Essen (2020: 1.973; 2021: 2.470), Dortmund (2020: 1.877; 2021: 2.227) sowie Duisburg (2020: 1.743; 2021: 1.624).

Detaillierte Ergebnisse sind der Anlage 3 zu entnehmen.

  1. In welchen Kreisen bzw. kreisfreien Städten lebten in den Jahren 2020 und 2021 die meisten rumänischen und bulgarischen Staatsbürger? (Bitte eine aktualisierte Übersicht, analog zum Teilhabe- und Integrationsbericht erstellen).

Die meisten rumänischen und bulgarischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger lebten 2021 in Duisburg (23.260 Personen), gefolgt von Köln (13.805), dem Kreis Gütersloh (13.320), Dortmund (10.115) und Gelsenkirchen (9.470).

Detaillierte Ergebnisse sind der Anlage 4 zu entnehmen.

 

Antwort samt Anlagen als PDF