Kleine Anfrage 6111 vom 18. Juli 2025
der Abgeordneten Zacharias Schalley, Enxhi Seli-Zacharias und Dr. Martin Vincentz AfD
Drucksache 18/14845
Ungleichbehandlung von Alleinerziehenden? Vergleich staatlicher Unterstützungsleistungen für alleinerziehende Mütter und Väter in NRW
Vorbemerkung der Kleinen Anfrage
Laut der amtlichen Statistik sind im Jahr 2024 rund 86% aller Alleinerziehenden mit Kindern unter 18 Jahren in NRW Frauen.1 Auf Bundesebene ist das Verhältnis der Alleinerziehenden 82% (Frauen) zu 18% (Männer).2 Diese strukturelle Verteilung spiegelt sich auch in der Förderpraxis vieler staatlicher Programme wider. In der politischen und medialen Debatte wird die Lebensrealität alleinerziehender Mütter regelmäßig hervorgehoben – gleichzeitig bleibt die Lage alleinerziehender Väter häufig unterbeleuchtet. Dabei handelt es sich bei ihnen um eine immer weiter ansteigende Gruppe. Während ihr Anteil im Jahr 2017 noch bei 12% lag, betrug er im Jahr 2023 bereits 18%.3
Es stellt sich die Frage, ob diese strukturelle Asymmetrie zu einer finanziellen oder strukturellen Ungleichbehandlung führt, etwa durch spezielle Programme, Beratungsangebote oder durch unausgewogene Zielgruppenansprache in der Verwaltungspraxis.
Die Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration hat die Kleine Anfrage 6111 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales beantwortet.
- Wie viele alleinerziehende Frauen bzw. wie viele alleinerziehende Männer beziehen derzeit Bürgergeld in NRW? (Bitte um getrennte Ausweisung nach Geschlecht und Anzahl der Kinder.)
Der folgenden Tabelle ist die Zahl der alleinerziehenden SGB II- Leistungsberechtigten in Nordrhein-Westfalen zu entnehmen. Es handelt sich jeweils um den Durchschnitt aus den Monatswerten des Jahres 2024.
Insgesamt | Männer | Frauen | |
Insgesamt | 143.364 | 10.764 | 132.601 |
1 Kind | 76.345 | 6.967 | 69.378 |
2 Kinder | 43.369 | 2.739 | 40.630 |
3 und mehr Kinder | 23.650 | 1.058 | 22.592 |
- Worauf führt die Landesregierung den Anstieg des Anteils alleinerziehender Väter zurück?
Verschiedene Studien und Daten zeigen den Wandel gesellschaftlicher Rollenbilder im Bereich der Familie. So wünscht sich etwa eine wachsende Anzahl von Müttern und Vätern eine möglichst partnerschaftliche Aufgabenteilung in der Familie. Eine Mehrheit von Vätern wünscht sich, mehr Aufgaben bei der Kinderbetreuung zu übernehmen und mehr Zeit für die Familie zu haben. Damit steigt auch die Anzahl von Familien, in denen nach einer Trennung der Vater die alleinige oder überwiegende Erziehungsverantwortung übernimmt.
- Existieren in NRW Förderprogramme bzw. Beratungsangebote, die sich explizit an alleinerziehende Väter richten?
Nein. Neben spezifischen Angeboten für Alleinerziehende richten sich die landesgeförderten Angebote (wie Familienbildung, Familienberatung etc.) an Menschen aller Familienmodelle und begleiten kompetent Fragestellungen aller Alleinerziehenden.
- Wenn ja, durch welche Träger? (Bitte nach Art und Weise und Umfang der Programme aufschlüsseln)
Siehe Beantwortung von Frage 3.
- Wie hoch ist der Anteil männlicher Alleinerziehender, die finanzielle Fördermittel erhalten, im Vergleich zu dem Anteil aller Alleinerziehenden in NRW? (Bitte aufschlüsseln nach Art der Förderung)
Bezogen auf gesetzliche Leistungen, die typischerweise von Familien in Anspruch genommen werden, waren von den Alleinerziehenden, die im Jahr 2024 in Nordrhein-Westfalen Elterngeld bezogen, 2 % männlich.
Von den Alleinerziehenden, die zum Stichtag 31. Dezember 2024 in Nordrhein-Westfalen Unterhaltsvorschuss bezogen, waren 10 % männlich.
Hinsichtlich anderer finanzieller Fördermittel ist der Landesregierung diese Quote nicht bekannt.
3 https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/user_upload/Factsheet_Alleinerzie-hende_2024.pdf