Berufseinstieg direkt nach der Schule fördern

Kleine Anfrage
vom 28.11.2017

Kleine Anfrage 577
der Abgeordneten Iris Dworeck-Danielowski und Dr. Martin Vincentz AfD

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Laut des Berichts der „Ausbildungsmarkt in NRW“ der Bundesagentur für Arbeit vom November 2017 steigt das Alter derjenigen, die eine Berufsausbildung (im Dualen System??) beginnen stark an. Waren es in der Kategorie 25 Jahre und älter im Vorjahr noch 5, 9 %, die eine Ausbildung begannen, beträgt dieser Anteil in diesem Jahr schon 7,9%, was einen Anstieg vom letztjährigen Basiswert von 33 % darstellt. Der Anstieg bei dieser Gruppe wird dadurch erklärt, dass viele Auszubildende vor Antritt der Ausbildung ein Studium begonnen und abgebrochen haben.

Zeitgleich sind immer mehr junge Menschen auf dem Ausbildungsmarkt, die ihre Schullaufbahn mit Erlangung der Fach- oder Hochschulreife beendet haben.

Die gesamte Entwicklung in diesem Bereich lässt es naheliegend erscheinen, künftig verstärkt einen unmittelbaren Einstieg in eine Lehre nach Schulabschluss zu fördern – mit der Perspektive, nach zuvor erfolgreichem Berufsabschluss, eine Höherqualifizierung durch ein Studium in Angriff nehmen zu können. Unabhängig davon beklagen viele Unternehmen und Ausbilder, dass die Schulabsolventen nicht über die notwendige Reife und Bildung verfügen, um die Ausbildung anzutreten und erfolgreich abzuschließen.

Wir fragen daher die Landesregierung:

  1. Erwägt die Landesregierung Maßnahmen, Schulabsolventen verstärkt für eine vorhergehende berufliche Ausbildung zu interessieren, um auch auf diesem Weg die Anzahl der vergeblichen Studienversuche und Studienabbrüche zu verringern?
  2. Mit welchen Maßnahmen will die Landesregierung, das Interesse für weniger beliebte Ausbildungsberufe – wie zum Beispiel Bäcker oder Fleischer –wecken oder fördern?
  3. Welche Maßnahmen will die Landesregierung ergreifen, um mittel- und langfristig Schüler besser auf die Anforderungen von Betrieben und Arbeitsleben schon während der Schulzeit vorzubereiten?

Iris Dworeck-Danielowski

Dr. Martin Vincentz

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Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,

namens der Landesregierung beantworte ich die Kleine Anfrage 577 im Einvernehmen mit der Ministerin für Schule und Bildung sowie der Ministerin für Kultur und Wissenschaft wie folgt:

  1. Erwägt die Landesregierung Maßnahmen, Schulabsolventen ver­stärkt für eine vorhergehende berufliche Ausbildung zu interessie­ren, um auch auf diesem Weg die Anzahl der vergeblichen Studienversuche und Studienabbrüche zu verringern?

An den Schulen in Nordrhein-Westfalen ist die Berufs- und Studienorien­tierung gemäß des Landesvorhabens „Kein Abschluss ohne Anschluss ­Übergang Schule – Beruf in NRW“ (KAoA) fester Bestandteil des Unter­richts. Die Schülerinnen und Schüler werden dabei mit Hilfe verbind­licher Standardelemente in den Sekundarstufen I und II in ihrer Berufs-und Studienwahlkompetenz unterstützt.

KAoA sieht sowohl Praxisphasen im Betrieb, als auch die Inanspruch­nahme von Angeboten der Studienorientierung für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II (z.B. Nutzung des in Nordrhein-Westfalen entwickelten Tools studifinder.de bzw. des Nachfolgeangebots der Bun­desagentur für Arbeit) verbindlich vor. Ziel dieses systematischen Be­rufs- und Studienorientierungsprozesses ist die individuelle Auseinan­dersetzung mit eigenen Potenzialen und tatsächlich vorhandenen beruf­lichen Perspektiven.

  1. Mit welchen Maßnahmen will die Landesregierung das Interesse für weniger beliebte Ausbildungsberufe wie zum Beispiel Bäcker oder Fleischer — wecken oder fördern?

Die Steigerung der Attraktivität von Ausbildungsberufen ist vorrangige Aufgabe der Arbeitgeberseite bzw. der Betriebe. Mit dem systemati­schen Berufs- und Studienorientierungsansatz von KAoA trägt die Landesregierung zusammen mit den Partnern im Ausbildungskonsens dazu bei, Jugendliche frühzeitig möglichst differenziert über die vielfäl­tigen Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierewege zu informieren.

  1. Welche Maßnahmen will die Landesregierung ergreifen, um mittel- und langfristig Schüler besser auf die Anforderungen von Betrieben und Arbeitsleben schon während der Schulzeit vorzube­reiten?

Um Schülerinnen und Schüler besser auf eine selbstbestimmte Lebens­gestaltung vorzubereiten, beabsichtigt die Landesregierung, an allen weiterführenden Schulen die ökonomische Bildung zu stärken.

Das Ziel der Landesregierung ist es, unsere Kinder und Jugendlichen bestmöglich bei gelingenden Bildungsbiografien zu unterstützen, sodass sie ihr Erwachsenen- und Arbeitsleben eigenverantwortlich und selbst­bestimmt gestalten können.

Mit freundlichen Grüßen

Karl-Josef Laumann