Preisexplosion bei Lebensmitteln – Hohe Gaspreise verteuern die Düngemittel-produktion

Antrag
vom 08.02.2022

Antragder AfD-Fraktion vom 08.02.2022

 

Preisexplosion bei Lebensmitteln Hohe Gaspreise verteuern die Düngemittel-produktion

I. Ausgangslage

2021 betrug die Weltbevölkerung rund 7,9 Milliarden Menschen.1 Laut Prognosen der Vereinten Nationen wird die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf 9,7 Milliarden ansteigen.2 Dieser erwartete Anstieg entspricht einem (vereinfacht gerechneten) Zuwachs von 225.000 Menschen pro Tag. Mit der Weltbevölkerung wächst auch der Bedarf an Lebensmitteln und damit auch der Bedarf an Ackerland und Düngemitteln. Die Verwendung von Düngemitteln ist eine landwirtschaftliche Grundvoraussetzung für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und für die ausreichende Versorgung der Kulturpflanzen mit wichtigen Mineral- und Nährstoffen. Ohne Düngemittel nimmt die Ertragsmenge und der Proteingehalt in der Kulturpflanze deutlich ab.

Der Stickstoffdünger gehört zu den wichtigsten Düngemitteln und wird synthetisch nach dem Haber-Bosch-Verfahren und der Dampfreformierung produziert. Dabei werden als Rohstoffe der Stickstoff aus der Luft und das Erdgas verwendet. Es werden weltweit jährlich rund 120 Mio. Tonnen Stickstoff in der Landwirtschaft umgewandelt.

In den letzten Monaten haben sich die Preise für Düngemittel deutlich verschärft. Im Januar 2021 lag der Preis für Kalkammonsalpeter (KAS) noch bei 230 Euro pro Tonne, heute liegt er bei mehr als 600 Euro pro Tonne.3 Diese Preisentwicklung beunruhigt viele Landwirte.

Viele Experten sind sich einig, dass Erdgas der wichtigste Kostenfaktor für die Produktion von Stickstoffdüngern und die extrem hohen Gaspreise sich jetzt auch bei den Düngemittelpreisen zeigen. Es wird erwartet, dass die Düngemittelpreise noch für das ganze Jahr auf einem sehr hohen Niveau bleiben werden. Es wird befürchtet, dass der Mangel an Stickstoffdünger zu Ernteausfällen und damit Versorgungsproblemen führen könnte.4

Seit mehreren Monaten steigen die Gaspreise deutlich und die Erdgasspeicher in Deutschland leeren sich. Über die Jamal-Pipeline, welche von der Jamal-Halbinsel von Sibirien bis nach Deutschland führt, erhält Deutschland russisches Erdgas. Doch seit dem 21. Dezember 2021 fließt das Erdgas durch die Jamal-Pipeline ostwärts.5 Konzerne in Deutschland verkaufen das hiesige Erdgas zwecks Profitmaximierung auf dem Spotmarkt in der Ukraine. Dadurch sind die deutschen Gasreserven unter die kritische Marke gesunken. So heißt es aus Expertenkreisen: „Nach Daten des europäischen Verbands der Gasinfrastruktur-Betreiber GIE (Gas Infrastructure Europe) lag der Füllstand am 30. Januar nur noch bei 36,88 Prozent der Gesamtkapazität. Vor zwei Jahren betrug dieser Wert noch rund 90 Prozent. […] Legt man ein Gutachten des Bundeswirtschaftsministeriums zugrunde, ist mit dem aktuellen Füllstand ein kritisches Niveau unterschritten worden. So wäre zum 1. Februar ein Speicherfüllstand von 40 Prozent erforderlich, um eine siebentägige Extremkälte zu bewältigen.“ 6

Zur Verschärfung trägt auch dazu bei, dass die Ampel-Koalition die Inbetriebnahme der Pipeline Nord-Stream-2 hinauszögert.7

Für die Herstellung von Düngemitteln wird nicht nur Energie, sondern auch Erdgas als Rohstoff benötigt. „So entspricht der Energiebedarf einer Tonne Stickstoff inklusive Transport etc. dem Äquivalent von zwei Tonnen Erdöl.“8

Der Erfolg der landwirtschaftlichen Produktion hängt unweigerlich von einer effektiven Düngung der Kulturpflanze ab. Jeder Landwirt ist ein Spezialist, wenn es um den Nährstoffausgleich geht. Nicht nur der Einsatz, sondern auch der Preis entscheidet über die Konkurrenzfähigkeit der Landwirte. Auf einem globalisierten Markt führt der steigende Energiepreis unweigerlich zu steigenden Lebensmittelpreisen. „Im Vergleich zum Düngermittelpreis 2020 haben sich die Kosten für Energie dieses Jahr bereits verdreifacht. In der Folge wurden Düngermittel 50 bis 70 Prozent teurer.“1

Landwirte werden in eine ungünstige Lage gezwungen, sie können nicht auf Düngemittel verzichten, weil dadurch die Qualität der Kulturpflanze insbesondere des Weizens gefährdet wird.

Ein Pflanzenbau-Experte der Uni Kiel hat sich eingehend mit dem Thema Düngemittel beschäftigt. Er hat vor allem die Folgen für den Getreide-Anbau untersucht. Grundsätzlich gibt es seiner Meinung nach keine schweren Folgen für die Umwelt, wenn wie bisher nach bestimmten Vorgaben und zu bestimmten Jahreszeiten gedüngt wird. Es sei also nicht notwendig, bewusst einmal nicht zu düngen, damit sich die Böden erholen würden. Er sagte NDR Schleswig-Holstein: „Gar nicht oder viel weniger zu düngen, kann deutliche Folgen haben. Beim Getreide kann das zum Beispiel bedeuten, dass der Bauer einen geringeren Ertrag bekommt, wenn er weniger düngt. Und auch bei der Qualität kann es dann deutliche Abstriche geben.“9

Vor diesem Hintergrund muss die Landesregierung schnellstmöglich für eine Entspannung auf dem Energiemarkt sorgen.

II. Der Landtag stellt fest,

  • dass die Unterversorgung von Kulturpflanzen zu einem geringeren Proteingehalt führt;
  • dass Erdgas als Rohstoff für die Düngemittelproduktion benötigt wird;
  • dass durch die deutsche Agrar- und Energiepolitik und die daraus resultierenden Energiepreiserhöhungen die Düngemittelherstellung künstlich verteuert wird und damit die Preise für die heimischen Lebensmitteln ansteigen werden;
  • dass sich eine Energiepolitik an den physikalischen Gesetzmäßigkeiten orientieren und die Ziele „Bezahlbarkeit“ und „Versorgungssicherheit“ beachten muss.

III. Der Landtag fordert die Landesregierung auf,

  1. sich auf allen Ebenen, insbesondere gegenüber der Bundesnetzagentur, für die schnelle Inbetriebnahme der Nord-Stream-2-Pipeline einzusetzen;
  2. sich auf allen Ebenen für die sofortige Abschaffung von CO2-Steuern und CO2-Zertifikate einzusetzen;
  3. alle umwelt- und klimapolitischen Rechtsvorschriften zu überprüfen und zu verschlanken, um für ein positives Investorenklima für die Herstellung von Düngemittel zu sorgen;
  4. die Düngeverordnung zu revidieren und den 20% Abschlag auf den Düngebedarf in sog. roten Gebieten abzuschaffen.

Dr. Christian Blex
Christian Loose
Markus Wagner
Andreas Keith

und Fraktion

 

Antrag als PDF

 

1 https://www.br.de/wissen/weltbevoelkerung-bevoelkerungswachstum-menschen-erde-welt-referat-100.html

2 https://www.dsw.org/weltbevoelkerung/

3 https://markt.agrarheute.com/duengemittel/

4 https://www.agrarheute.com/markt/duengemittel/duengerpreise-duengerkrise-fuehrt-missernten-hungersnoeten-587062

5 https://www.handelsblatt.com/politik/international/gaspipeline-erdgas-fliesst-weiterhin-durch-jamal-pipeline-ostwaerts/27926682.html

6 https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/deutsche-erdgas-speicher-kritisch-101.html

7 https://www.sueddeutsche.de/politik/ampel-koalition-nord-stream-2-duldung-1.5473439

8 https://www.agrarheute.com/tag/duengerpreise

9 https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Duengemittel-Preise-explodieren-Landwirte-vor-Problem,duengemittel110.htm l